Juli 22, 2011

Friedrichstadt ehrte seinen fünften Ehrenbürger

Karl Wilhelm Michelson 
*9.7.1921 - +15.9.2012
Bürgermeisterin Regine Balzer: "Ihre Arbeit ist so wertvoll"

Am 9. Juni 2011 wurde Karl Wilhelm Michelson zum Friedrichstädter Ehrenbürger ernannt - eine Auszeichnung, die vor ihm erst vier anderen Bürgern gewährt wurde. In einer 90-minütigen Sitzung dankten ihm die Bürgermeisterin und der Stadtrat für den Aufbau des Friedrichstädter Stadtarchivs.

Museumsleiterin Christiane Thomsen und Jörn Norden ehrten den frisch gebackenen Ehrenbürger. In ihren Reden beschrieben sie den Lebensweg des Stadtchronisten. Karl Wilhelm Michelson wurde am 9. Juli 1921 geboren und kehrte nach seiner Ausbildung zum Steuerberater in Husum in sein Haus am Mittelburgwall in Friedrichstadt zurück. Christiane Thomsen erinnerte daran, dass der Stadtchronist schon in der Grundschule eine Leidenschaft für die Stadtgeschichte entwickelte. Thomsen: "Historische Fakten und Zahlen haben Dich auch in Deiner Freizeit ständig begleitet. Euer Haus hat oft genug wie ein Altpapierlager ausgesehen - vor allem, wenn alte Zeitungen getrocknet werden mussten." Als ehrenamtlicher Stadtarchivar sei Michelson immer wieder mit der Bahn nach Schleswig ins Landesarchiv im Prinzenpalais gereist. Mehr als 700 Beiträge, darauf wies Jörn Norden hin, habe Michelson zu Stadtgeschichte geleistet. Christiane Thomsen: "So umfassend und uneigennützig wie Karl Michelson hat wohl selten jemand seiner Stadt gedient." In der Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte habe er ein Forum für seine Leidenschaft gefunden.

Bürgermeisterin Regine Balzer betonte in ihrer Rede die große Bescheidenheit des Geehrten: "Sie haben immer im Stillen gearbeitet und ich weiß, wenn es nach Ihnen gegangen wäre, hätte auch die heutige Ehrung in einem kleineren Rahmen stattgefunden. Sie haben aus innerer Überzeugung, ohne offiziellen Auftrag und ohne finanzielle Gegenleistung das wissenschaftliche Fundament für das Friedrichstädter Stadtarchiv gelegt. Durch ihre Arbeiten über die Geschichte unserer jüdischen Mitbürger ist es Ihnen gelungen, unser Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig ein respektvolles Miteinander ist. Sie haben bewiesen, dass ein gedeihliches Miteinander möglich ist, wenn die Achtung vor dem Anderen nicht verloren geht."

Friedrichstadts neuer Ehrenbürger dankte dem Publikum für dessen stehenden Applaus mit den Worten: "Es wäre mir das Liebste, wenn Sie sich erst mal alle wieder hinsetzen." Bei den Laudatoren Christiane Thomsen und Jörn Norden bedankte er sich mit den Worten: "Ich bewundere Ihre kriminalistischen Fähigkeiten. Ich wusste wirklich nicht, dass ich so viel gemacht habe." Eine Überraschung hielt noch Erhard Brauer, ein Nachbar des Geehrten, bereit: In unmittelbarer Nähe des Michelson-Hauses ließ er eine umgestürzte Linde durch eine neue ersetzen. Zum Abschluss der Feierlichkeiten lud die Bürgermeisterin zu einem Umtrunk.

Text: Regine Balzer / Andreas Grzybowski
pic: Wernfried Knudtsen