Schon auf den ersten Blick sticht das Gebäude aus dem Umfeld heraus. Solch ein Kleinod kann man lange suchen. Und in diesem Stadtteil sowieso. Einfach zu finden ist es nicht: Man muss die ewig langen Straßen Billbrooks bis ans Ende fahren, an endlos langen Grundstücken mit Fabriken, Lagern und Hallen vorbei. Dann biegt man einmal um die Ecke und ist Mitten auf dem Lande. Hinter den Fabriken stehen Bauernhöfe, Gründerstilvillen, 20er Jahre Backsteinhäuser.
Es gibt Milch und Fleisch vom Direktvermarkter, den Tischler, Wiesen und das stille Wasser der Bille, der Billbrook seinen Namen verdankt. Wer hier spazieren geht, bleibt auf dieser Höhe unwillkürlich stehen. Ein kleiner Barockgarten und ein besonders schöner Holzständerbau laden zum Innehalten ein. Das 400 Jahre alte Gebäude erfreut die Wanderer mit einem hübschen Glockenturm und einer sehr gepflegten Fassade. Dass dies das „Deutsche Maler- und Lackierermuseum“ ist, muss man sofort glauben.
Zweimal die Woche öffnet sich die schön gemalte Tür den Besuchern. Samstag und Sonntag Vormittags zwischen zehn Uhr und Eins. Das kleine Haus berichtet seit 25 Jahren von zwei großen Geschichten: Von der Geschichte des Malerhandwerks, das über Jahrhunderte unsere Kultur mitgestaltet hat. Und vom Mut der Hamburger Maler-Innung, die im Jahre 606 ihres Bestehens ein Museum gründete, das uns daran erinnert, was uns an Schönheit und Kultur verloren ging.
Das Haus ist jeden Zentimeter Kulturgeschichte: Die Wände und Decken sind kunstvoll bemalt und mit Stuckaturen verziert. Im Obergeschoss zeugen barocke Deckengemälde vom Schönheitssinn einstiger Bewohner. In den Vitrinen finden die Besucher Gemaltes quer durch acht Jahrhunderte. Hier kann man sehen, was Schildermaler, Bildermaler, Buchmaler, Kirchenmaler und Kunstmaler in der Vergangenheit alles konnten. Es wurden Wände, Bilder, Glas, Möbel, Holz und Leinwand beschrieben, bemalt, vergoldet und dekoriert. Immer neue Werkzeuge, Materialien und Maltechniken wurden entwickelt. Und Meisterstücke beweisen: Kunst kam einst von Können. Vor dem Auge des Betrachters entsteht die Welt verloren gegangener Künste und vor allem die liebevoll gemalten Details erinnern die Besucher daran, was Menschen früher noch der Mühe wert war.
Solch kulturhistorisches Kleinod verdankt Hamburg dem unermüdlichen Eifer des ehemaligen Obermeisters der Malerinnung Joachim Germann, nach dem ein kleiner Platz vor dem Museum benannt wurde. Heute wird das Museum vom "Verein zur Förderung des Deutschen Maler- und Lackierer-Museum e.V." getragen, dessen Vorsitzender Rudolf Gregersen ist. Ihrem großen persönlichen Engagement ist zu verdanken, dass die große Geschichte dieses Handwerks nicht dem Vergessen anheimfällt. Ein bemerkenswertes Engagement, das Respekt, Beachtung und Förderung verdient. Mehr als es heute der Fall ist.
Deutsches Maler- und Lackierermuseum
Billwerder Billdeich 72
22113 Hamburg - Billwerder
Öffnungszeiten Februar – November
Samstag und Sonntag 10.00 – 13.00 Uhr
(c) Foto: bei Verwendung des beiliegenden Bildmateriales liegt das Copyright Fotografenmeister Wernfried Klutzen / Andreas Grzybowski